"Vielleicht mache ich einfach einen Buchladen auf"

oder warum es hier so still war

Der letzte Blogbeitrag war im Mai. Mai! Wir haben inzwischen Hochsommer, und auf Instagram ist es genauso still wie hier. Kein Post, kein Reel, kein schicker „Ich arbeite gerade an spannenden Projekten“-Schnappschuss.

Und nein, das liegt nicht daran, dass ich im Hintergrund super busy war. Die Wahrheit ist viel unspektakulärer: Ich hatte einfach keine Lust. Keine Motivation. Und – wenn ich ehrlich bin – eine kleine bis mittelgroße Sinnkrise im Gepäck.

Zwischen Sommerloch und Selbstzweifeln

Die Auftragslage ist gerade… sagen wir mal, es zieht sich. Es ist Sommerloch und weil super kurzfristig ein großer Auftrag weggebrochen ist, erwischt mich das gerade super hart. "Ist doch toll", könnte man denken. Gerade im Sommer kann man seine Zeit doch supergut anders verbringen. Dsa wäre auch toll, wenn das erste halbe Jahr super gelaufen wäre und ich mich wirklich entspannen könnten. Das erste Halbjahr ist aber nicht gut gelaufen. Es war okay, hat mir jetzt aber leider keinen riesigen Puffer beschwert. Und deshalb tut das gerade schon weh und macht mein Leben schwierig. Anstatt also den Sommer zu genießen, sitze ich hier und denke:

  • „Bin ich eigentlich gut in dem, was ich tue?“
  • „Habe ich mir das alles nur eingebildet?“
  • „Vielleicht sollte ich doch etwas machen, das sicherer ist?“

Ich weiß, ich weiß – Impostor-Syndrom. Alte Bekannte. Es klopft nicht einmal mehr an, sondern steht schon mit Jogginghose und Chipstüte in meiner Küche. „Hi. Dachte, ich bleibe mal wieder ein bisschen. Ist ja nicht so, als ob du gerade super selbstbewusst wärst.“

Danke auch.

Kopfkino: Plan B oder doch Z?

Mein Hirn wäre nicht mein Hirn, wenn es nicht sofort eine ganze Netflix-Serie an Alternativszenarien produzieren würde. Eines zum Beispiel:

Szene: Der Buchladen Ich stehe hinter einer hübschen Holztheke, umgeben von Duftkerzen, Leselampen und natürlich – Büchern. Stammkund:innen kommen rein, ich mache ihnen einen Cappuccino, wir reden über die neuesten Romane und debattieren, ob wirklich auch nur irgendwer Sebastian Fitzek lesen muss, wo es doch so viele gute Krimis gibt. Ich bin glücklich. Ich bin erfüllt.

Realitätscheck: Ich habe keine Ahnung, wie man eine Buchhandlung führt. Ich bin nicht sicher, ob ich mehr als zwei Latte Macchiato am Stück hinkriegen würde. Außerdem: Buchhandel = wirtschaftlich echt kein Zuckerschlecken. Und so richtig Bock jeden Tag von 09 - 19 Uhr in einem Laden sein zu müssen, habe ich auch nicht.

Wird also direkt wieder verworfen und ich setze mich wieder hin und halte die aktuelle Situation einfach aus.

Warum ich nicht geschrieben habe

Normalerweise hilft mir Schreiben, klarzukommen. Es ist mein Ventil, mein Denkwerkzeug. Aber diesmal? Fehlanzeige. Vielleicht, weil ich Angst hatte, dass dabei das rauskommt, was ich insgeheim schon wusste: dass ich gerade ein bisschen lost bin.

Und dann war da diese innere Stimme: „Du musst posten. Regelmäßig! Sonst vergisst dich das Internet.“ „Du musst Mehrwert liefern. Leute wollen Tipps, kein Gejammer.“ „Was, wenn alle denken, du bist nicht erfolgreich, weil du nichts teilst?“

Je mehr ich mir das eingeredet habe, desto weniger kam dabei raus. Ich war wie eine Katze, die sich in die Transportbox wehren soll: mit allen Vieren gleichzeitig am Türrahmen festgekrallt.

Und doch: Ganz untätig war ich nicht. Im Gegenteil. Ich habe unglaublich viel veröffentlicht – nur eben nicht hier, sondern auf den Firmenkanälen. Ich habe Postings geschrieben, Projekte gepusht, Content geplant. Ich habe es geschafft, mein Tief in Tatendrang zu übersetzen. Klingt doch super, oder?

Das Problem: Es fühlt sich an, als ob all das… nichts bringt. Als würde ich ständig kleine Kieselsteine ins Wasser werfen und hoffen, dass endlich mal ein verdammter Kiesel irgendwas auslöst. Stattdessen: Plopp. Wellenkreis. Weg.

Was ich mir jetzt erlaube

Ich habe beschlossen, das alles mal für einen Moment sein zu lassen. Kein „Content-Plan für Working in Public“. Kein „Ich muss jetzt wieder liefern“. Stattdessen: Luft holen. Bücher lesen (ohne sie gleich in einen Karussell-Post zu verarbeiten). Lange Spaziergänge machen (ohne Insta-Story). Nachdenken.

Ich habe keine glatte Antwort darauf, wie es weitergeht. Und das ist okay. Vielleicht liegt in dieser Ungewissheit ja schon die nächste Idee versteckt. Was mich ganz nebenbei noch nervt: Ich habe trotzdem keine Zeit. Dieses ganze Tief bremst mich dermaßen aus, dass ich nicht mal sagen kann: Okay, dann jetzt alle Kapazitäten auf die Uni. Das wäre ja zumindest irgendwie sinnvoll. Stattdessen bin ich am Rödeln und machen und fühle keine Wirkung.

Und jetzt?

Keine Sorge, ich eröffne keinen Buchladen. (Also… wahrscheinlich nicht.) Aber ich nehme vor auch hier wieder ein wenig zu schreiben, einfach damit ich meine Gedanken mal sortiere. Dabei gehe ich aber raus aus meinem "Ich will Working in Public" machen. Nee, ich will vielleicht mal meine Gedanken aufschreiben. Dann mache ich das. Und wenn ich gerade nicht will. Dann lasse ich das.

Und irgendwann bald geht's ja bestimmt auch wieder bergauf und all diese Kieselsteine, die ich ins Wasser geworfen habe, finden ihre Wirkungen. Gleichzeitig werde ich versuchen die Zeit so zu nutzen, dass es sich sinnvoll und wirksam anfühlt. Für Uni nämlich zum Beispiel. Das Worst Case Szenario wäre nämlich: Der Sommer plätschert jetzt so an mir vorbei, ich verliere und verschwende Zeit und dann steht das Schreckgespenst Uni immer noch vor mir. Es nützt ja alles nichts, mehr als sichtbar sein (wenn auch ohne Working in Public) und auf mich und meine Angebote aufmerksam machen, kann ich ja auch nicht tun. Dann DARF ich die andere Zeit auch in meine Uni-Themen stecken, um zumindest hier was zu erreichen.