Ich habe keine 40 Stunden Woche
Zumindest nicht auf dem Papier
Die klassische 40-Stunden-Woche? Die gibt es in meiner Selbstständigkeit nicht. Zumindest nicht in einer festen, gleichmäßigen Struktur, wie sie Angestellte vielleicht kennen. Denn wer selbstständig ist, weiß: Arbeit ist nicht gleich Arbeit. Und Zeit ist nicht gleich Geld. Und wenn ich ehrlich bin – ich würde das klassische Modell auch gar nicht wollen.
Was zählt eigentlich als Arbeit?
Ich tracke meine Arbeitszeiten in unterschiedlichen Kategorien, und in den meisten Wochen lande ich irgendwo zwischen 25 und 32 Stunden. Nicht mit dabei? Die Zeit unter der Dusche, in der ich nachgedacht habe. Die Minuten beim Staubsaugen, in denen mir eine entscheidende Idee kam. Die vermeintlichen "Lückenzeiten", die aber oft genauso wertvoll sind wie die produktive Zeit am Schreibtisch oder ein Workshop.
In einem klassischen Angestelltenverhältnis gibt es da oft eine klare Trennung: Arbeitszeit und Freizeit. In meiner Selbstständigkeit verschwimmt diese Grenze oft. Ist Netzwerken Arbeit? Social Media? Lesen von Fachbüchern? Oder zählt nur die Zeit, in der ich direkt mit Kund:innen arbeite? Das wäre fatal, weil neben agile Coach habe ich innerhalb meiner Selbstständigkeit bzw. meines Unternehmens ja auch noch andere Rollen.
Mehr Flexibilität heißt auch: Mehr Verantwortung
Selbstständig sein bedeutet, mir meine Zeit selbst einzuteilen. Was großartig klingt, kann aber auch zur Falle werden. Denn wenn niemand vorschreibt, wann ich arbeite, muss ich das selbst tun. Und das ist nicht immer leicht. Manche Wochen sind voll mit Coachings, Workshops und Terminen, andere Wochen sind ruhiger – aber eben nicht automatisch „weniger Arbeit“. In diesen Zeiten passiert das strategische Arbeiten, das Entwickeln neuer Ideen, die Reflexion. Alles Dinge, die langfristig für ein stabiles Business sorgen. Aber eben nicht immer in den klassischen „Arbeitsstunden“ sichtbar sind - weil sie nicht immer am Schreibtisch passieren, sondern manchmal auch beim Kochen.
Effizienz schlägt Präsenzzeit
Ein großes Missverständnis: Viel arbeiten bedeutet nicht automatisch viel erreichen. Ich habe gelernt, dass eine fokussierte, durchdachte Stunde mehr bringt als ein ganzer Tag im „Busy-Mode“. Wenn ich an einem Tag nur vier Stunden tief in einem Konzept arbeite, dann aber wirklich vorankomme – ist das dann weniger wert als ein 8-Stunden-Tag? Eben.
Mein Modell: Flexibel, aber strukturiert
Ich arbeite nicht weniger als andere, ich arbeite anders. Ich habe Wochen, in denen ich viele Termine habe, und Wochen, in denen ich mir bewusst mehr Raum für strategisches Arbeiten nehme. Ich plane meine Arbeitszeit so, dass sie sich für mich sinnvoll anfühlt – mit genug Freiraum für Ideen, Reflexion und Pausen. Denn wenn ich ausgeruht bin, bin ich auch kreativer, produktiver und zufriedener.
Fazit: Keine 40 Stunden, aber genug Arbeit
Meine Selbstständigkeit braucht andere Modelle als die klassische 40-Stunden-Woche. Mal mehr, mal weniger, mal unregelmäßig – aber immer mit Blick darauf, was wirklich sinnvoll ist. Denn am Ende geht es nicht darum, wie viele Stunden auf der Uhr stehen, sondern was in dieser Zeit passiert. Vermutlich könnte ich mich hinsetzen und entweder das Tracking meiner Arbeitszeit ganz sein lassen, ich mach das aber gerne und mich interessiert auch, wo genau meine Zeit eigentlich so hingeht. Was ich also stattdessen mache? Jeden Freitag frage ich mich, wie viel Zeit ich wohl diese Woche noch gearbeitet, aber nicht getracked habe, und das schlage ich dann als wöchentlichen Pauschalwert auf meine Arbeitszeit drauf.
40 Stunden sind's dann immer noch nicht. Aber glücklicherweise habe ich als Selbstständige da ja auch keinen Soll-Wert.