Manchmal wird ein Ziel fremd

Entscheidung zum Studium

Anfang des Jahres war ich ziemlich überzeugt: Dieses Studium zieh ich jetzt durch. Bis zum 30.04. bin ich fertig.

Das hatte ich so gesagt und sogar mehr oder minder öffentlich auch meinen Kanälen verkündet.

Anstatt dann aber durchzustarten, habe ich schon im Februar gemerkt: So richtig was gemacht habe ich noch nicht und die offenen Studienleistungen bis zum 30.04. noch hinzukriegen, ist unmöglich. Vermutlich sogar, wenn ich mich einschließe und nichts anderes mehr machen würde. Nicht, weil mir plötzlich die Lust am Thema fehlte – ganz im Gegenteil. Ich mag die Inhalte, die ich im Studium lerne schon, ich beschäftige mich ständig damit, habe sie längst in meiner Arbeit angewendet und reflektiert. Aber der Abschluss selbst? Der reizt mich inzwischen kaum noch.

Und das bringt mich zu zwei Erkenntnissen, die mir im Coaching – mit Pferdebegleitung, aber das ist eine andere Geschichte – ordentlich die Augen geöffnet haben:

1. Negative Konsequenzen motivieren mich nicht. Leider.

Ich zahle jedes Quartal weiter, solange ich das Studium nicht abschließe. Für viele klingt das wie ein ziemlich klarer Anreiz: Mach’s fertig, sonst wird’s teuer! Für mein Gehirn: meh. Das zieht einfach nicht. Es ist fast absurd – aber je mehr Druck durch „Strafe“ entsteht, desto weniger bewegt sich in mir. Ich glaube, das ist ein ADHS-Ding. Dieses Wissen hat mir geholfen, mich selbst besser zu verstehen – und aufzuhören, mich für meine angebliche „Unvernunft“ zu verurteilen.

2. Das Zertifikat ist mir nicht wichtig. Das Lernen schon.

Wenn ich ehrlich bin, habe ich das meiste aus dem Studium längst mitgenommen. Nicht als theoretisches Wissen in irgendwelchen Notizen - das meiste habe ich wirklich in den Alltag in meine Workshops und Coachings übernommen. Das Studium hat für mich und meine Kompetenz also wirklich was gebracht. Klar wäre ein Zertifikat und der zugehörige Abschluss jetzt noch „nett“. Aber lohnt es sich, nochmal Geld und Energie in Module zu investieren, die mich kaum interessieren – nur um das Papier zu bekommen?

Die neue Strategie: Zeitlicher Rahmen statt innerer Zwang

Ich habe mir selbst nun eine neue Deadline gesetzt: der 31.10.2025. Bis dahin ist eh bezahlt. Und dieser zeitliche Rahmen fühlt sich besser an als jede Mahnung oder finanzielle Drohung. Ich merke: Zeitdruck – selbst gesetzt – funktioniert bei mir deutlich besser als negative Konsequenzen.

Was danach passiert? Ich höre einfach auf. Ohne Abschluss. Aber eben ganz sicher nicht ohne Wirkung.

Ich hab gelernt, dass ich lernen will – nicht sammeln. Und dass mein Wert nicht an einem Abschluss hängt, sondern an dem, was ich tue, teile und lebe.

Annehmen, was ist

Mir einzugestehen, dass mir etwas nicht (mehr) wichtig ist – obwohl ich mal so überzeugt davon war – ist gar nicht so leicht. Da mischt sich schnell so ein inneres „Aber du wolltest das doch…!“ ein. Ich übe gerade: ehrlicher mit mir selbst zu sein. Und Dinge zu beenden, wenn ihr Zeitpunkt vorbei ist – auch, wenn sie auf dem Papier noch offen sind. Und das ist okay. Ziele ändern sich. Oder werden eben erst im Laufe der Zeit so richtig klar.


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