Ich schreib' da mal ein Angebot

Für eine Aus- und Weiterbildung

Ich hatte vor einer Weile in einer Instagram-Story davon erzählt, wie ich gerade an einem Konzept und einem Angebot für eine "modulare Coaching-Ausbildung" sitze. Eine repräsentative Umfrage mit 10 Teilnehmenden (hihi) hat ergeben: Meine Audience will mehr darüber wissen. Deshalb hier jetzt die ganzen heißen Insights dazu.

Kontext first

Die Anfrage kommt von einem meiner wirklich langjährigen Kunden. Es ist ein Konzern mit zwei Standorten in Deutschland. Der ganze Konzern ist jetzt seit über 3 Jahren ordentlich in der Veränderung, weil sie die "agile Transformation" ausgerufen haben. Seitdem ist auch eine ganze Menge passiert. Ich habe z.B. dort schon in 2020 die erste Runde agile Coaches (ich war damals noch in Festanstellung) ausgebildet. Seitdem wurde diverse weitere agile Coaches ausgebildet, es müssten nun so um die 40 Personen sein. Parallel zu den agile Coaches gibt es mittlerweile auch Teams mit Scrum Master. Die Scrum Master haben unterschiedliche Vor-, Ausbildungen und Erfahrungen.

Dieser Konzern möchte nun drei Dinge: a) eine weitere Runde agile Coaches ausbilden und b) die bisherigen agile Coaches noch mehr professionalisieren und c) auch die Scrum Master professionalisieren. Genau genommen wollen sie eine konkrete Fachkarriere entwickeln und den Menschen in ihren Rollen ermöglichen, a) sich persönlich weiterzuentwickeln, also ihr Wissen zu vertiefen und zu erweitern und b) fachliche Entwicklungsziele innerhalb der Organisation bieten.

In Zukunft soll's für agile Coaches und Scrum Master also drei Stufen geben, nennen wir sie für diesen Blogartikel: 1. Standard, 2. Profi, 3. Expert (das sind nicht die echten Bezeichnungen - keine Sorge).

Was ich mit dieser Anfrage gemacht habe

Ich habe mir zuerst mein vorhandenes Angebot der Teamcoach-Ausbildung genommen und mich gefragt: Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen, welche Inhalt würde ich hier außerdem noch zusätzlich vermitteln wollen? Daraus ist eine riesige Mindmap entstanden. Die Themen aus Mindmap habe ich dann mit dem Blick "Was muss eine fundierte agile Coach Ausbildung aus meiner Sicht auf jeden Fall enthalten?" wieder gefiltert.

Denn: Als erstes würde ich gerne die Basis-Ausbildung klar haben. Diese Themen habe ich dann in eine sinnvolle Lernreihenfolge gebracht. Nach diversen Runden Hin- und Hergeschiebe, Umbenennungen von Themen für mehr Klarheit uswusf. konnte ich die Themen dann in Blöcke aufteilen. Mein Ziel war es Blöcke zu bilden, die inhaltlich quasi maximal 2-3 Tage sind, weil alle anderen Zeitrahmen gänzlich unrealistisch sind.

Auf dem Papier bzw. im Miro hatte ich nun: 5 Blöcke - Bauchgefühl: 2x 2 Tage, 3x 3 Tage. Um mein Gefühl zu verifizieren, bin ich jetzt eine Ebene tiefer: Ich habe mir jeden Inhalt noch einmal genau angesehen, überlegt, welche Theorie ich vermitteln muss und welche Übungen ich dazu ungefähr machen kann, sodass jeder Inhalt jetzt eine Zeitschätzung bekommen hat. Dabei hab ich gesehen: So ganz richtig war mein Bauchgefühl nicht. Ich habe noch einmal ordentlich geschoben. Vor allem musste ich immer wieder gucken, dass die Reihenfolge der Themen und Schnitt der Module/Blöcke weiterhin Sinn ergibt. Ich finds nämlich total doof, z.B. in einem Modul den Fokus auf den Themen "Teamentwicklung" und "Psychologische Sicherheit" zu haben, dann aber Retrospektiven erst im folgenden Modul zu behandeln. Nach also mehreren Schleifen stands nun fest: Die Basisausbildung geht in 4 Blöcken: 2x 2 Tage, 2x 3 Tage. Und so sieht das ganze nun aus:

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Die Zeitschätzungen sind hier schon wieder verschwunden.

Nun also zurück zu all den Themen, die noch in der Mindmap liegen, die ich für die Basisausbildung aber ignoriert habe. Auch diese Inhalte habe ich versucht in unterschiedliche Module/Blöcke zu sortieren und ihnen dann fancy Namen zu geben, wie z.B. "Psychologische Sicherheit und Teamgesundheit". Es folgte das gleiche Zeitplanungsspiel bis die Module wieder 2-3 Tage lang waren.

Und nun kommen wir zurück zu den Stufen 1) Standard, 2) Profi und 3) Expert. Die Standard-Stufe habe ich mit der agile Coach Ausbildung bereits abgehakt. Ich musste nun also die Zusatzmodule in die Level Profi und Expert aufteilen. Die große Frage also: "Welche Skills oder Inhalte gehören zu den Profis und welche zu den Experts?".

Im ersten Schritt habe ich die Inhalte zu den Profis sortiert, bei denen es mir besonders schwerfiel, sie nicht mit in die agile Coach Ausbildung zu nehmen. Dann gab es einige Themen, die eher eine Vertiefung von Themen des "Standard"-Levels sind, die kamen direkt dazu. Und schon war das gelöst.

Jetzt also die Scrum Master

Der erste Schritt war einfach: Ich habe mir die Inhalte für die agile Coaches angeguckt und mich gefragt, welche davon sind auch für Scrum Master wichtig/entscheidend? Diese habe ich dann erstmal in das "Profi"- oder eben "Expert"-Level für die Scrum Master sortiert. Denn das "Standard"-Level erreichen Scrum Master wie bisher durch andere Fortbildungen und Zertifikate.

Der zweite Schritt brauchte dann wieder Gehirnschmalz: Welche Themen sind vor allem für Scrum Master noch relevant? Mein Hirn spuckte noch Dinge aus, wie z.B. Vertiefung von Scrum Events, Begleitung von Product Ownern und Unterstützung im Stakeholder-Management. Also wurden auch hieraus wieder inhaltlich und zeitlich sinnvolle Blöcke gebaut. Mit diesen neuen Themen stellte ich fest: Das ergibt bei Scrum Mastern nur anders Sinn. Ich habe also alle Module wieder in einen Topf geworfen und die Level "Profi" und "Expert" ganz neu zu sortiert.

Das Finale

Im Finale habe ich alle Module noch einmal auf den Prüfstand gestellt: Welche braucht es denn wirklich und welche sind eher nice-to-have? Tatsächlich habe ich ein paar Module im Profi-Level gefunden, die sich für mich eher wie ein Zwischending angefühlt haben: Die sind nicht Profi, die sind auch nicht Expert, aber eigentlich wäre es schon gut. Also habe ich das gesamte System um optionale Module erweitert. Das heißt konkret: Wer sich Profi nennen will, muss alle Profi-Module gemacht haben und kann optional die nice-to-have-Module machen. Wer in den Expert-Status möchte, der oder die muss: Alle Profi-Pflichtmodule erledigt haben, mindestens zwei (nach Wahl) der optionalen aus dem Profi-Level und die Expert-Module. Zack. Fertig.

Im Miro ist daraus dieses "wundervolle" Konstrukt entstanden:

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Nicht so gut zu lesen, ich weiß. Mach dir nicht die Augen kaputt, lies die Zusammenfassung.

Die Zusammenfassung

In der Zusammenfassung gibt es nun also ein modulares Ausbildungskonzept für agile Coaches und Scrum Master.

Agile Coaches absolvieren eine Basis-Ausbildung bestehend aus vier Modulen: Start der Ausbildung & Haltung, Entwicklungsprozesse begleiten, Teamcoaching & Auftragsklärung, Übergreifend begleiten & Abschluss.

Sie können sich weiterbilden zum Profi-Level. Dafür müssen sie folgende Module absolvieren: Facilitation, Psychologische Sicherheit & Teamgesundheit, Konflikte erkennen & bearbeiten.

Sie können im Profi-Level folgende Module zusätzlich belegen: Teamverantwortung stärken, Teamentwicklung für remote und Hybrid-Teams, Vertiefung Auftragsklärung.

Agile Coaches, die das Expert-Level erreichen wollen, haben zuvor das Profi-Level erreicht, zusätzlich absolvieren sie zwei weitere Profi-Module ihrer Wahl und folgende Module: Gewaltfreie Kommunikation, Am System arbeiten, Systemisches Coaching.

Und: Sie führen ein Teamcoaching mit einer Dauer von mindestens vier Stunden durch. Dieses Teamcoaching wird durch mich als Beobachterin begleitet. Im Anschluss gibt es ein Feedbackgespräch. Um das Expert-Level zu erreichen, müssen Mindestanforderungen zur Coachinghaltung, Gestaltung des Coachings und Maßnahmenentwicklung eingehalten werden.

Bei den Scrum Mastern ist es so. Das "Standard"-Level erreicht die Person weiterhin durch bestimmte Scrum Master Fortbildungen und Zertifikate wie bisher auch. Wer das Profi-Level erreichen möchte, muss die Module: Vertiefung Scrum-Events, Antipattern in Retrospektiven, Auftragsklärung innerhalb von Teams, Konflikte erkennen & bearbeiten, Coaching von Product Ownern & Stakeholder-Kommunikation absolvieren.

Optional stehen noch folgende Module zur Verfügung: Facilitation, Teamentwicklung für remote und Hybridteams.

Wer als Scrum Master das Expert-Level erreichen möchte, muss alle Profi-Module absolvieren und zusätzlich: Gewaltfreie Kommunikation, Teamverantwortung stärken, Psychologische Sicherheit & Teamgesundheit erledigen.

Fragen, Anmerkungen oder Gedanken? Nehme ich gern, am Besten via Instagram, weil geht hier ja nicht.