Routineziele sind keine Ziele
Sondern Maßnahmen.
Routinen. Liebe ich. Also, meistens. Natürlich nicht immer. Meine Routinen brauchen immer eine Form der Freiheit, der Möglichkeit zur Gestaltung und Anpassung. Deshalb habe ich auch so Routinen wie: Ich will einen terminfreien Tag pro Woche haben oder jeden Abend fünf Minuten lesen.
Das ist so schön, weil das kann man tracken. Da kann ich wöchentlich oder täglich einen Haken dran machen. Es ist schwarz/weiß, Ja/nein, Gemacht oder nicht gemacht. Aber: Routineziele sind gar keine Ziele. Sie sind Maßnahmen. Und das ist vollkommen okay – solange wir wissen, wozu wir sie eigentlich machen.
Die Frage hinter einer Routine: „Um was zu erreichen?“
Bleiben wir bei meinem Beispiel: Ein terminfreier Tag pro Woche. Warum will ich das? Um was zu erreichen? Vielleicht, um durchzuatmen, Raum für Kreativität zu schaffen oder Zeit zum Nachdenken zu haben, die sonst zwischen Terminen verloren geht? Oder die Sache mit den fünf Minuten Lesen zum Feierabend: Geht es mir darum, den Kopf runterzufahren, die Arbeit bewusst abzuschließen und/oder mir eine kleine Auszeit zu gönnen?
Hinter jeder Routine steckt ein „großes Wozu“. Dieses „Wozu“ ist oft das eigentliche Ziel. Und manchmal sorgt das "Wozu" dahinter auch für mehrere Routineziele.
Mein terminfreier Tag dient mir zum Beispiel dazu ohne Fremdbestimmung in meinen Flow kommen zu können, das wiederum sorgt bei mir für Balance und Entspannung. Ich habe das Gefühl von "Zeit haben". Ich fühle mich dann besser. Genügsamer. Achtsamer. Genauso ist es übrigens mit dem Lesen: Lesen zum Feierabend hilft mir dabei den Arbeitstag bewusst abzuschließen, ich komme runter, nehme die Gedanken von der Arbeit weg hin zu anderen Dingen. Das unterstützt mich in meiner Balance und Entspannung. Ich fühle mich dann besser. Genügsamer. Achtsamer.
Mein Ziel ist also viel mehr: Mehr Entspannung, mehr Balance, mehr Genügsamkeit. Das Gefühl von einer Geschwindigkeit haben, die ich für lange Zeit halten kann. Manchmal ist das Ziel hinter Routinen und Maßnahmen nicht auf den ersten Blick klar. Frage ich mich z.B. Wozu ich jeden Tag 5 Minuten lesen will, könnte meine Antwort auch lauten: "Um mein Ziel zu erreichen, dieses Jahr mindestens 30 Bücher lesen." Wozu aber will ich 30 Bücher lesen? Was will ich damit erreichen? Und auf der Ebene kommen wir der Essenz dann schon näher.
Wenn die Routine nicht klappt: Kein Drama
Routinen scheitern. Das ist völlig normal. Es gibt Wochen, da fühlt sich der Kalender an wie ein überfüllter Zug, und der terminfreie Tag fällt aus, weil ich doch wieder zu oft "Ja" gesagt habe. Oder vielleicht passiert zum Feierabend irgendwas, so dass meine fünf Minuten Lesen nicht stattfinden (können) – stattdessen läuft Netflix. Das passiert. Und genau hier kommt dann das „Wozu“ ins Spiel: Wenn ich mein Ziel kenne, kann ich flexibel bleiben. Kein terminfreier Tag? Vielleicht reichen zwei halbe Tage, an denen ich mir die Zeit entsprechend blocke. Und wenn Lesen nicht drin ist, tut’s vielleicht auch ein bewusster Moment der Ruhe. Wichtig ist, dass ich die Absicht dahinter erreiche – nicht die Maßnahme selbst.
Routinen anpassen: Was passt gerade wirklich?
Es kann auch passieren, dass die Routine, die wir uns ausgedacht haben, nicht so richtig funktioniert. Vielleicht stelle ich bald fest, dass ein terminfreier Tag pro Woche in manchen Monaten nicht realistisch ist. Oder dass fünf Minuten Lesen am Abend nicht die Ruhe bringen, die ich mir erhofft habe. Statt dann stur an der Routine festzuhalten, kann ich sie anpassen - mit Blick auf mein "Wozu". Vielleicht funktioniert ein Nachmittag ohne Termine besser. Oder ich lese morgens fünf Minuten, bevor ich den Arbeitstag starte. Vielleicht gehe ich zum Feierabend auch spazieren und erreiche meinen gewünschten Effekt. Die Routine ist flexibel – mein Ziel bleibt.
Maßnahmen, nicht Checklisten
Wenn wir Routineziele als Maßnahmen begreifen, fällt uns etwas ganz Entscheidendes leichter: Wir nehmen den Druck raus. Es geht nicht mehr darum, immer alles perfekt durchzuziehen, sondern eben darum, unser Ziel zu erreichen. Der terminfreie Tag oder die fünf Minuten Lesen sind nicht das Ziel an sich – sie sind Werkzeuge. Und Werkzeuge kann man anpassen, wenn sie nicht mehr die gewünschte Wirkung haben.
Am Ende ist es eben nicht die Routine, die zählt, sondern das, was du damit erreichen willst. Und wenn du dir nicht ganz sicher bist, ob du es mit einem Ziel oder einer Maßnahme zu tun hast, dann hilft immer die Frage: "Um was zu erreichen?".