Das hier ist der erste Beitrag zu meinem Format "Workshop der Woche". Ich hab's so getauft, obwohl ich gar nicht wöchentlich aus Workshops berichten will. Aber irgendwie klingt das so schön, wie "Mitarbeiterin des Monats" oder so (aber die bin ja eh immer ich). „Working in Public“ heißt für mich nicht nur, meine Gedanken und Prozesse zu teilen, sondern eben auch aus Workshops zu erzählen. Die Dinge, die funktionieren. Und die, die erst mal nicht so laufen wie geplant.


Nun also:

Workshop der Woche: Wenn der Plan plötzlich im Weg steht

Ich hatte da so ’nen Plan im Kopf.

Riemann-Thomann-Profil plus innere Antreiber – der perfekte Einstieg, dachte ich. Ein bisschen Persönlichkeitsstruktur hier, ein bisschen Antreiber-Reflexion da, und zack: mehr Empathie, mehr Verständnis, mehr echtes Teamgefühl. Klingt doch gut, oder? So einfach hab ich's mir natürlich nicht gedacht, aber großes Thema bei dem hier begleiteten Team sind unausgesprochene Konflikte und die füreinander nicht mehr vorhandene Empathie. Darum war das eben eine Idee (ich begleite das Team mit mehreren Workshops, die alle unterschiedliche Fokusthemen haben).

Meine Flipcharts waren vorbereitet, mein Ablaufplan und die Dramaturgie stand, ich war ready.

Und tatsächlich: Der Einstieg lief auch richtig rund. Erste Aha-Momente, zustimmendes Nicken, ein bisschen Schmunzeln über die eigenen Muster bei der ersten Reflexion mithilfe von Riemann-Thomann. So weit, so gut.

Dann kam der Moment, auf den ich mich besonders gefreut hatte: Die Kleingruppenphase. Die Aufgabe war klar:

„Wo ergänzt ihr euch? Wo knallt’s?“

In meinem Kopf: lebendige Diskussionen, ehrliches Teilen, vielleicht sogar ein kleines bisschen Gänsehaut.

In der Realität: betretenes Schweigen. Zögerliche Blicke. Antworten wie „Nähe und Distanz“. Was ja irgendwie alles bedeuten kann. Oder eben auch: nichts.

Tiefe lässt sich nicht erzwingen

Und das ist so ein Moment, den viele wahrscheinlich kennen, die mit Gruppen arbeiten: Du hast dir etwas überlegt, das richtig gut durchdacht ist. Du hast Energie reingesteckt, Visualisierungen gebaut, Methoden ausgewählt. Und dann: passiert einfach nicht das, was du dir vorgestellt hast.

An dieser Stelle hätte ich einfach weitermachen können. Mich an meinen Plan klammern. Hab ich aber nicht.

Stattdessen: einmal tief durchatmen, kurz in mich reinspüren – und dann spontan die Frage in den Raum geworfen:

„Was braucht ihr eigentlich voneinander, um gut zusammenzuarbeiten?“

Und siehe da – plötzlich war Bewegung im Raum. Nicht riesig, nicht dramatisch. Aber spürbar. Die Teilnehmenden wurden konkreter. Persönlicher. Greifbarer.

Wir haben die Antworten gesammelt und – mehr aus dem Bauch heraus – in zwei einfache Kategorien sortiert: Fülle und Mangel. Was ist im Überfluss da? Was fehlt gerade?

Die Kategorien haben sich zwar nicht als super trennscharf herausgestellt (das Leben ist halt selten so ordentlich wie ein Miro-Board), aber genau deshalb entstand plötzlich ein Gespräch. Über unausgesprochene Erwartungen. Über Reibung. Über Zusammenarbeit auf einer ganz anderen Ebene.

Mein Learning? Pläne sind gut – bis sie’s nicht mehr sind.

Gerade in Team-Workshops lohnt es sich, das Konzept auch mal loszulassen, wenn der Moment danach ruft. Nicht immer, aber immer wieder. Denn manchmal zeigt sich erst in der Stille, was wirklich gebraucht wird.

Und dann braucht es keine neue Methode. Sondern nur eine Frage. Die richtige. Zur richtigen Zeit.